Die Einwohner Havannas unterteilen die Stadt in zwei wichtige Zentren: Habana Vieja und Vedado. Beide haben ihren eigenen Stil und ziehen Personen mit unterschiedlichen Interessen an.
Interessiert man sich für den historischen Teil der Stadt, ist Habana Vieja mit seinem kolonialen Zentrum die richtige Wahl. Viele Touristen erkunden diesen Stadtteil wegen der architektonischen Kontraste und der Folklore in den Strassen.
Nebst der attraktiven Kolonialarchitektur findet man in Habana Vieja viele Orte, welche die Geschichte der Stadt wiederaufleben lassen. Dazu zählen zum Beispiel die berühmte Bar Floridita und das Hotel Ambos Mundos, welche jene Personen anziehen, die den Spuren des amerikanischen Schriftstellers Ernest Hemingway folgen wollen.
Zu den weiteren Höhepunkten des kolonialen Zentrums gehören seine Rituale. Dazu zählen zum Beispiel die Templete Zeremonie, die den Jahrestag der Stadtgründung zelebriert, und der berühmte Kanonenschuss, der täglich um 9 Uhr abends an die Schliessung der Tore der Stadtmauer erinnert, welche die Stadt damals vor Seeräuber- und Piraten-Angriffen schützte.
In Habana Vieja befinden sich auch das Museo de Bellas Artes, das eine umfangreiche und wunderschöne Kollektion kubanischer Kunst beherbergt, sowie das Museo de la Revolución und das Granma Dankmal, das von historischer Bedeutung ist. Beide Sehenswürdigkeiten ziehen das ganze Jahr über ein unterschiedliches Publikum an.
Interessiert man sich für die Moderne, wird man mit grosser Wahrscheinlichkeit in Vedado fündig. Die ersten Bauten in diesem Stadtteil entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich die Stadt in Richtung Westen ausdehnte.
Das erste genehmigte Bauprojekt war der El Carmelo Hof. Vedado wurde nach den Plänen von Luis Iboleón, die später übernommen wurden, gestaltet und gilt als Beispiel der modernen Städtebauentwicklung.
Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es nur etwa zwanzig Häuser an der Linea Strasse, wo sich die erste Eisenbahnstrecke befand. Die Neureichen und Mambi-Chefs waren die Ersten, die in dieser Zone bauten. Mit dem Beginn der Republik verbreitete sich dann die Idee, dieses zuvor unbewohnte Land zu kaufen. Nach und nach wurde Vedado zum Fluchtort für die Bewohner der Kolonialstadt.
Vielleicht ist es der späten Entstehung des Quartiers zu verdanken, dass man hier zum ersten Mal Häuserblocks mit einer Länge von 100 Metern plante und ein intelligentes System mit Zahlen und Buchstaben für die Benennung der Strassen nutze, die waagrecht und senkrecht zur Küstenline verliefen.
Architektonisch gesehen ist Vedado ein modernes Quartier. Der Grossteil der eklektischen Bauten wurde zwischen 1920 und 1950 errichtet. Dabei sticht das Hotel Habana Libre (ehemals Habana Hilton) heraus, das an einer der zentralsten Strassenkreuzungen in Vedado, 23 und L, steht.
Nur ein paar Strassen weiter findet man das Focsa Gebäude, ein Schmuckstück der modernen kubanischen Architektur. Der Bau wurde um das Jahr 1956 vom Unternehmen Fomento de Obras y Construcciones Sociales Anónimas (FOCSA) fertig erstellt. Als es erbaut wurde, war es das weltweit zweithöchste Gebäude aus Stahlbeton. Noch heute ist es zusammen mit dem Habana Libre das höchsten Gebäude in Kuba.
Das Habana Libre und das Focsa gelten als berühmte, moderne Bauten. Doch sie sind nicht die einzigen Vertreter der modernen Architektur in Havanna. So zeigt beispielsweise das 1957 von den Architekten Ondina López und Jaime Alfonso Parga erbaute Wohnhaus an der 17 und K, wie die damals beliebten architektonischen Elemente umgesetzt wurden. Die Anordnung der Räume mit ihrer jeweiligen Funktion verkörpern die Moderne.
Auch das 1951 erbaute Wohnhaus an der Strassenkreuzung Calzada und 16 darf nicht unbeachtet bleiben. Es umfasst vier Stockwerke, eine Garage im Untergeschoss und einen Laden im Erdgeschoss. All diese Elemente machen es zu einem Beispiel der modernen Architektur seiner Zeit.
Wie bereits erwähnt, befindet sich in Vedado die berühmteste Strassenkreuzung Havannas, die 23 und L. Hier, wo man die Meeresbrise spürt, kann man an einer der gemeinsamen Aktivitäten der Kubaner - einen Wifi-Hotspot - teilhaben, an der Ecke gegenüber des Kinos Yara und der Eisdiele Coppelia, auch dies zwei echte Institutionen der Stadt.
Es ist nicht nur die Architektur, die Vedado zu einem modernen Stadtteil macht. Aufgrund der Vielzahl an Kinos, Theatern und kulturellen Plätzen im Allgemeinen finden hier Festivals und Veranstaltungen statt, die von jungen Leuten für junge Leute gemacht werden. Dazu zählen beispielsweise das Festival Internacional del Nuevo Cine Latinoamericano (jeden Dezember), das Festival Internacional de Teatro (jeweils im November, alle zwei Jahre), das Festival Joven de Nuevos Cineastas (im April) und das Festival de Música de Jazz Plaza (auch im November).
Für die Jugend ist Vedado das wahrscheinlich lebhafteste Quartier der Stadt. Man braucht sich nur einmal die Avenida de los Presidentes am Abend anzuschauen. Seit vielen Jahren und Generationen ist sie ein Treffpunkt der Jugendlichen. Der Grund dafür mag der Mangel an erschwinglichen Alternativen in einer Stadt sein, die von Orten für Touristen nur so wimmelt, oder einfach die Freude, sich draussen im Stadtpark zu treffen. Spät abends, meistens am Wochenende, wird die Avenida von der lokalen Jugend in Beschlag genommen.
Havanna besteht aus mehr als nur einer Stadt und es gibt bestimmt mehr zu entdecken, als nur den kolonialen Teil. Havanna bietet seinen Besuchern seine zwei schönsten Seiten – Habana Vieja und Vedado. Jeder entscheidet dann für sich selbst, je nach Interessen und Aktivität, welche Orte er entdecken möchte.